Was ist Tai Chi Chuan?


Eine kleine Einführung in Tai Chi

Eine geläufige Antwort auf diese Frage lautet: Tai Chi Chuan (sprich Tai Tschi Tschuan) sei ein chinesisches Bewegungssystem welches die Komponenten Heilgymnastik, Meditation und Kampfkunst in sich vereint. Enthält diese Antwort viel Wahrheit, so ist sie doch viel zu einfach um so etwas komplexes und vielschichtiges wie Tai Chi Chuan zu erklären. Auch dieser Artikel kann die Bedeutung von Tai Chi Chuan nur streifen. Eine anderen modernere Schreibweise ist Tai Qi Quan.

"Was ist der wichtigste Grund Tai Chi Chuan zu erlernen ?""Der wichtigste Grund ist, daß dir, wenn du endlich zu einer gewissen Einsicht gelangt bist und verstehst, worum es im Leben geht, dann noch ein etwasGesundheit geblieben ist, um es zu genießen. "


Cheng Man Ching

Der Name Tai Chi Chuan weist auf den philosophischen Hintergrund hin und setzt sich aus den chinesischen Begriffen “Tai Chi” und “Chuan” zusammen. Tai Chi heißt übersetzt „der höchste Balken der den Himmel stützt“ und beschreibt den Wechsel von Yin und Yang. Hier im Westen ist dies im Yin Yang Symbol – auch Tai Chi Symbol genannt - bekannt:

Tai Chi Symbol Yin und Yang<br />Tai Chi Symbol Yin und Yang<br />Tai Chi Symbol Yin und Yang<br />Tai Chi Symbol Yin und Yang<br />
Das Tai Chi Symbol, auch als Yin-Yang-Symbol bekannt



Dieses Tai Chi Symbol stellt den ewigen Wechsel von Yin und Yang dar. Auf den Tag (yang) folgt die Nacht (yin), auf die kalten (yin) Jahreszeiten folgen warme (yang) Jahreszeiten, nach bergauf (yang) folgt irgendwann bergab (yin) usw. Es beschreibt den Wandel der Natur.
Chuan (wörtlich: Faust) heißt im übertragenen Sinne mit leerer Faust kämpfen und steht als Begriff für Kampfkunst. Tai Chi Chuan heißt also Anwendung der Yin Yang Prinzipien in der Kampfkunst. Man kann somit sagen, dass Tai Chi Chuan praktizieren bedeutet, sich im Einklang mit den Prinzpien der Natur zu bewegen. Weil sich im Westen der Begriff Tai Chi auch ohne Chuan eingebürgert hat, werden in diesem Artikel Tai Chi und Tai Chi Chuan synonym verwendet.


Wer Tai Chi Chuan übt, wird gesund und stark wie ein Holzfäller,gelassen wie ein Weiser und geschmeidig wie ein Kleinkind.


Chinesisches Sprichwort


Über die Ursprünge des Tai Chi ist wenig genaues bekannt. Das hat zum einen den Grund, dass zu dieser Zeit in China dem geschriebenen Wort misstraut wurde – zu schnell könnte gefährliches Wissen in die falschen Hände kommen – und zum anderen wurde in China Tai Chi nur innerhalb des engsten Familienclans weitergegeben. Somit war Tai Chi bis ins 17. Jahrhundert der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Der populärsten Legende nach gilt der Chinese Chang San-Feng als der Erfinder des Tai Chi Chuan. Einige Quellen datieren die Chang San-Feng ins neunte andere in zwölfte Jahrhundert n.u.Z..
Aus adligem Hause stammend, wählte Chang San-Feng das Leben als Einsiedler. Auf einer seiner Wanderungen wurde er auf einen Kampf zwischen einer Schlage und einem Kranich aufmerksam. Er beobachtete, dass die Schlange die stechende Angriffe des Kranichschnabels durch kreisförmige Bewegungen ableitete und dass der Kranich die Angriffe der Schlange durch schnelle weiche Flügelschläge abfing. Chang San-Feng erkannte, dass kreisförmige Bewegungen den gradlinigen überlegen sind und das Weichheit die Härte besiegt. Daraufhin zog er sich für einige Zeit in die Berge zurück und entwickelte das Tai Chi Chuan. Ein schriftliche Abhandlung über Tai Chi von Chang San-Feng ist aus dieser Zeit erhalten geblieben.
Wie sich Tai Chi Chuan dann weiterentwickelt hat, ist unbekannt. Zu dieser Zeit wurde Tai Chi in China nur innerhalb ausgewählter Kreise von Lehrer zu Sohn bzw. Meisterschüler weitergegeben.
Ein Tai Chi Meister namens Yang Lu Chan erkannte schließlich im 17. Jahrhundert den ungeheuren gesundheitlichen Nutzen des Tai Chi und beschloss dieses kostbare Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch die besonderen Wirkungen auf die Gesundheit und die besonderen Kampfkunstfähigkeiten hatte Yang Lu Chan mehrere tausend Schüler. Tai Chi wurde ab dieser Zeit in China sehr populär. Yang Lu Chan und sein Sohn Yang Cheng Fu waren und sind in China legendär berühmt für ihre überragenden magisch anmutenden Fertigkeiten in der Kampfkunst. Sie wurden der Legende nach nie besiegt. Wenig bekannt ist, das beide Meister ein sogenanntes öffentliches Tai Chi für die Massen schufen. Gemäß der Familientradition gaben sie ihre überragend machenden Techniken nur an ihre direkten männlichen Nachkommen weiter. An Frauen wurde dieses geheime Wissen bis dato nicht weitergegeben, denn Frauen heirateten damals andere Familien hinein. Meister Robert Boyd ist der erste Mensch der dieses interne Wissen des Yang Snake Stiles der Yang-Familie auch an Frauen lehrt.

Double Push Hands - Partnerübung im Tai Chi<br />Double Push Hands - Partnerübung im Tai Chi<br />
Push Hands - Partnerübung im Tai Chi

Heute sind verschiedene Stile bekannt, die Stile sind nach den Familiennamen der Begründer benannt. Der heute am weitesten verbreitetste und populärste Tai Chi Stil ist der Yang-Stil.
Tai Chi fand seinen Weg in den Westen erst in den 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Heutzutage wird Tai Chi in erster Linie sowohl zur Vorbeugung von Krankheiten als auch zur Unterstützung der Heilung ausgeübt.

Das Schöne am Tai Chi Chuan ist, dass man sein Hobby, die Tai Chi Form immer dabei hat.
Man braucht keinen besonderen Platz, keine Geräte, keine weiche Unterlage – nur den eigenen Körper.

Primäre Grundlage des Tai Chi Chuan ist die Form, oder auch Solo-Form genannt, eine Reihenfolge von Figuren, die aus langsamen fließenden, weichen und entspannten Bewegungen besteht. Die Figuren tragen poetische Namen wie: “Wolkenhände”, “den Tiger umarmen” oder “die Mähne des Wildpferdes teilen”. Menschen die einem Tai Chi Übenden zuschauen, sind oft begeistert von der Ruhe und Kraft, die die Form ausstrahlt. Viele kennen wahrscheinlich die Bilder von chinesichen Parks, wo im Morgengrauen unzählige Menschen Tai Chi Chuan üben.

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Ta Lü - eine weitere Partnerübung im Tai Chi

Durch den hohen Stellenwert der Entspannung und durch eine natürliche und unverkrampfte Körperhaltung werden die Energiebahnen (Meridiane) für die vitale Energie Chi (im japanischen Ki und im indischen Prana genannt) geöffnet. Die Langsamkeit des Bewegungsablaufes lässt dem Geist Zeit, die Bewegungen konzentriert und aufmerksam zu führen. Dadurch erfährt der Mensch Meditation in der Bewegung, er fühlt sich erfrischt und kann den Alltagsstress hinter sich lassen. Im Unterschied zum Sport fehlt im Tai Chi der Leistungsgedanke. Zuviel Ehrgeiz führt zu unnötiger Muskelanspannung, man übt sich somit im mühelosen Bemühen. Tai Chi Chuan kann so bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Durch regelmäßiges Üben steigt unter anderem die Beweglichkeit und hebt somit die Lebensqualität – vor allem im Alter. Und das Schöne am Tai Chi ist, dass man sein Hobby, die Tai Chi Form immer dabei hat. Man braucht keinen besonderen Platz, keine Geräte – nur den eigenen Körper.

Neben den meditativen und heilgymnastischen Auswirkungen ist Tai Chi eine der effektivsten Formen der Selbstverteidigung. Viele Tai Chi Meister wurden nie von ihren Herausforderen besiegt. So handelte sich z.B. Yang Lu Chan den Beinamen ein: “der Unbesiegbare, der nicht kämpft”. Es war in China damals üblich, dass sich Leiter von Kampfschulen gegenseitig herausforderten. Allerdings braucht das Erlernen des kämpferischen Aspekts einige Jahre sehr intensiven Trainings, da die Tai Chi Prinzipien unseren im Alltag antrainierten Verhaltensweisen diametral entgegengesetzt sind. Weiterhin muss eine große Sensibilität und innere Stärke antrainiert werden. Wenn wir angegriffen werden, sei es verbal oder körperlich, dann ist die normale Reaktion sich anzuspannen und hart zu werden. Ein Konterschlag würde auch mit möglichst großer Härte erfolgen. Wie oft im normalen Leben trifft Yang (Härte) auf Yang (Härte).
Tai Chi funktioniert anders, wie Tai Chi Chuan in der Selbstverteidigung eingesetzt wird, ist allerdings mit Worten kaum zu beschreiben. Ein Tai Chi Könner lächelt sein Gegenüber an, entspannt sich, wandelt das Yang (die Härte) des Angreifers in Yin (Weichheit) und wieder zurück in Yang. Der Gegner wird dann ohne äußere Kraftanstrengung meterweit zurückgeschleudert. In den klassischen Texten heißt es dazu: “Ein Gewicht von 1000 Tonnen mit einer Kraft von 4 Unzen bewegen.” Ein Kampf ist nach der ersten Berührung entschieden. Deswegen bekam Yang Lu Chan den Beinamen “der nicht kämpft”.
Jede Figur in der Solo-Form enthält in stilisierter Form eine Kampfanwendung. Um die praktische Anwendung des Tai Chis zu üben, z.B. um bei Angriffen und Druck von außen locker zu bleiben gibt eine große Anzahl von Partnerübungen wie z.B. das Push-Hands (Schiebende Hände) oder Ta Lü (Großes Ziehen). Daneben gibt es Waffenformen wie die Schwert- oder Säbelform. Nicht jeder wird diesen Aspekt des Tai Chi Chuans erlernen wollen. Gleichwohl sollte zumindest der Tai-Chi-Lehrer den Selbstverteidigungsaspekt erlernt haben, da ohne ihn ein tieferes Verständnis der Solo-Form nicht zu erreichen ist.


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Figur aus der Säbeltform
Schritt zu den sieben Sternen - Figur aus der Säbelform

Wie schon Yang Lu Chan festgestellt hat, liegen heutzutage die wahren Schätze des Tai Chi in den gesundheitsfördernden und heilerischen Qualitäten. Tai Chi Chuan hilft u.a. bei vielen Beschwerden des Bewegungsapparates, z.B. bei Rücken- und anderen Muskel- bzw. Gelenkbeschwerden. Bei regelmäßigem Üben löst Tai Chi tiefsitzende Verspannungen, die Muskeln werden elastischer und die Gelenke beweglicher. Atmung, Herztätigkeit und das Immunsystem werden optimal gefördert. Dazu kommt, dass es durch seine Vielfalt einfach Spass macht. Tai Chi kann von alten und jungen Menschen erlernt werden. Es kann auch ohne weiteres z.B. mit starken Rückenbeschwerden und auch während der Schwangerschaft ausgeübt werden. Jeder der spazieren gehen kann, ist in der Lage Tai Chi erlernen.





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